Level Up! Promising Practices: Online-Training „CLICK!“
4.7.2024Interview mit dem Team von Drudel 11 e. V.
Im CLICK! Projekt bietet Drudel 11 e. V. digitale Trainings an, die straffällig gewordenen Jugendliche helfen sollen, Hass und Gewaltbereitschaft zielgerichtet abzubauen.
In welchem Kontext erreicht ihr die jungen Menschen bzw. wie werden diese auf eure Trainings aufmerksam?
Drudel 11: Unsere Teilnehmenden kommen über zwei Zugangswege zu uns, die vermittelte Teilnahme oder die freie Anmeldung. Während letztere eigenständig über unsere Webpräsenz zu uns finden, um eigeninitiativ an ihrem Verhalten oder bestimmten Themen zu arbeiten, erreichen wir erstere über ihre Anbindung an Einrichtungen der Jugendarbeit, Jugendhilfe oder Justiz. Dies sind insbesondere Jugendhilfen im Strafverfahren, Bewährungshilfen und der Jugendarrest und damit häufig Kontexte der empfohlenen oder angewiesenen Teilnahme.
Ihr arbeitet im Projekt mit einem hohen Maß an Vertraulichkeit, da die online Kurse sowie die pädagogische Begleitung durch einen Messenger anonym verlaufen.
Was sind die Vor- und Nachteile dieses Vorgehens?
Drudel 11: Unser digitaler und anonymer Ansatz ist besonders niedrigschwellig und begünstigt Öffnungsprozesse, welche für die Reflektion und Aufarbeitung von problematischem bis straffälligem Verhalten notwendig sind. Nicht allen Teilnehmenden gelänge dies in einem Gruppen- und/oder unmittelbaren Face-to-Face-Setting gleichermaßen. Aufgrund der Niedrigschwelligkeit und Flexibilität kann es zudem als zeitnahe Intervention eingesetzt werden und die Funktion eines Türöffners für weitere Angebote einnehmen, z.B. der Ausstiegsarbeit. Die Kommunikationsform kann den Beziehungsaufbau aber auch erschweren – das funktioniert nicht für jede Person gleich gut. Wir verstehen unser Online-Training daher als wichtige Erweiterung der bestehenden Angebotslandschaft. Bspw. wurden auch schon hybride Formate mit dem CLICK!-Training erfolgreich durchgeführt. Zudem setzen wir auf die Zusammenarbeit mit vermittelnden Einrichtungen. Die Fachkräfte vor Ort unterstützen wir dabei auf vielfältige Weise in der analogen Trainingsbegleitung. Dieses Verfahren ermöglicht, dass die Teilnehmenden uns gegenüber anonym bleiben können, ohne dass das Training dadurch an Verbindlichkeit einbüßen würde.
Was ist das Wichtigste, worauf ihr bei der Kommunikation und Interaktion mit den Teilnehmenden der Kurse achtet?
Drudel 11: Das Wichtigste ist die Kommunikation auf Augenhöhe, mit dem ehrlichen Angebot der nicht vorbelasteten, vertraulichen Öffnung unter gleichzeitiger Wahrung der kritischen Distanz. Gezeigt hat sich zudem, dass kurze, direkte und fokussierte Chatnachrichten/Fragen besser angenommen werden und gesprächsmotivierender sind als ausführliche, umfassende Texte. Die Überprüfung und bedarfsweise Anpassung unserer Messenger-Kommunikation gehört dabei fortwährend zu unserer Arbeit.
Welche Themen beschäftigen die Jugendlichen am häufigsten und wie zielgerichtet könnt ihr auf diese Anliegen durch das ergänzende Chatangebot eingehen? Wie häufig verweist ihr bei der Online-Beratung z. B. auf externe (Beratungs)angebote?
Drudel 11: Die häufigsten Themen der Jugendlichen sind ihre Sichtweisen auf die Straftat und die Verortung dieser in der eigenen Biographie (mit Blick zurück auf die Vergangenheit sowie auf den aktuellen oder gewünschten Lebensweg), die eigenen Strategien zur Aggressions- und Impulskontrolle sowie (Zusatz-)Problematiken wie Alkohol- und Drogenkonsum. Im Rahmen unserer Chatbegleitung können wir dabei problematisches Verhalten aufzeigen, prosoziales Verhalten bestärken, mit Irritationen einen Perspektivwechsel initiieren und deeskalative Strategien erarbeiten. Das gemeinsame Gespräch kann zudem das Problembewusstsein der Teilnehmenden etwa in Bezug auf psychische Gesundheit und Drogenkonsum schärfen und den Bedarf nach externen Beratungsangeboten aufzeigen. In diesen Fällen versuchen wir, ggf. zusammen mit der vermittelnden Einrichtung, erweiterte Hilfsangebote zu koordinieren und bieten unsere Unterstützung in der Suche nach konkreten Angeboten an bzw. verweisen auf solche.