Level Up! – 1. Vernetzungstreffen

Erstmalig trafen sich am 07.04.22 von 15:00-18:00 Uhr Fachexpert*innen der Online-Extremismusprävention von unterschiedlichen Organisationen, um im Rahmen des Projektes Level Up! in einen offenen Fachaustausch zu treten. Das übergeordnete Ziel von Level Up! ist es, die Expertise unterschiedlicher Träger im Themenfeld digitaler Präventionsarbeit zu bündeln und das vorhandene Wissen zu diversen Praxisansätzen miteinander zu kombinieren, um sowohl kurz- wie auch langfristig Wirkungssteigerungen zu erzielen.

Ablauf und Zielstellungen

Das erste Vernetzungstreffen fand in hybrider Form: Von den insgesamt neun Teilnehmer*innen waren zwei Personen digital zugschaltet, die restlichen Partizipierenden nahmen vor Ort in den Räumlichkeiten von modus|zad in Berlin teil. Die Runde setzte sich dabei aus unterschiedlichen Akteur*innen der Online-Extremismusprävention zusammen und deckte u.a. Projektvorhaben im Bereich „Monitoring & Analyse“ sowie „digitale Sozialarbeit“ ab. Zum damaligen Zeitpunkt waren folgende Organisationen bzw. Projekte Teil des Netzwerkes: Amadeo-Antonio-Stiftung mit Good Gaming, Streetwork@online mit dem Center for Education on Online Prevention in Social Networks (CEOPS), VPN-online und Turn e.V.

Im Vordergrund des ersten Vernetzungstreffens stand das persönliche, gegenseitige Kennenlernen der Netzwerkpartner*innen und der jeweiligen Fachkompetenzen, letzteres sowohl individuell als auch auf Projektebene. Neben der Identifikation bereits vorhandener Erfahrungshorizonte zielte das Vernetzungstreffen darauf ab, gemeinsame Herausforderungen in konkrete Handlungsoptionen zu überführen.     

Vorab wurde folgende Agenda für die Veranstaltung festgelegt:

  • Zusammentragen vorhandener Expertisen
  • Erörterung von Bedarfen bzw. Wünschen
  • Inhaltlicher Projektaustausch zu: Schwerpunktthemen, Zielgruppendefinition, Zugängen, Ansprache und Beziehungsarbeit
  • Synthese der Ergebnisse: Feedback und Diskussion
  • Identifikation eines effizienten Ressourceneinsatzs im Sinne der übergeordneten Ziele von Level Up!
  • Ausblick

Um einen intensiven und konstruktiven Austausch zu garantieren, erläuterten die Teilnehmenden zunächst ihre jeweiligen Arbeitsschwerpunkte. Zusätzlich bekamen sie die Möglichkeit, ihre jeweiligen Fachexpertisen und die daraus resultierenden Potenziale für das Netzwerk vorzustellen. Die aktuellen, projektspezifischen Bedarfe und Wünsche bezüglich des Arbeitens in digitalen Sozialräumen wurden ebenfalls festgehalten. Alle Teilnehmenden berichteten dabei von besonders gelungenen Ansätzen und Herangehensweisen („best practices“) aus ihrem Arbeitsalltag. Zugleich kamen aber Punkte zur Sprache, die Herausforderungen darstellen und zusätzliche Unterstützungsleistungen (etwa im Rahmen von Level Up!) erfordern. Dank des offenen und vertrauensvollen Gesprächsklimas traten (ähnliche) Problemfelder und erste Lücken, aber auch Potenziale eines gegenseitigen Wissenstransfers zu Tage.

Ergebnisse des Vernetzungstreffens

Eine erste zentrale Erkenntnis offenbarte sich bereits zu Beginn des Treffens: Die Mannigfaltigkeit an beruflichen Hintergründen, Kompetenzen und Erfahrungshorizonten führt zu Synergieeffekten, von der jedes Projekt individuell profitieren kann. Aus den divergierenden Bedarfsstrukturen der teilnehmenden Organisationen ergeben sich naturgemäß unterschiedliche Bedarfe, die es zu berücksichtigen gilt. Sie alle eint jedoch das übergeordnete Ziel der Extremismusprävention in digitalen Räumen und der Wunsch nach einer gegenseitigen, kollektiv organisierten Unterstützungsstruktur.

Ganz grundsätzlich wurde zudem der Wunsch formuliert, dass ähnliche Projekte nicht parallel und komplett getrennt voneinander, sondern gemeinschaftlich und in enger Abstimmung miteinander arbeiten sollten. Ein solches Vorgehen bedürfe einer gegenseitigen Abstimmung und reziprok verlaufender Informationsflüsse hinsichtlich ähnlich gelagerter Themenkomplexe. Dazu gehören insbesondere ein Austausch über Methodenkenntnisse, entsprechende Fortbildungen zur Professionalisierung dieses Wissens und die Weitergabe bereits bestehender Kenntnisse innerhalb des Netzwerkes. Davon versprechen sich die teilnehmenden Organisationen einerseits die Vereinfachung und Systematisierung von Arbeitsprozessen und anderseits eine effektivere Dissemination des methodischen Fachwissens. Erste entsprechende Potentiale wurden bereits identifiziert: So existieren z.B. im Kontext eines praxisfokussierten Projekts ungenutzte Daten, die für forschungsbasierte Projekte von Relevanz sein könnten.   

All diese Ergebnisse verdeutlichen den Bedarf nach einer stärkeren Verknüpfung von Analyseergebnissen aus der Forschung mit den (digitalen) Bedarfen und Herausforderungen der Praxis. Bei konkreten Fragestellungen und Herausforderungen wünschen sich die Teilnehmenden, themenspezifisch und zeitnah auf Forschungserkenntnisse zurückgreifen zu können, ohne selbst knappe (Zeit-)Ressourcen in eine intensive Recherche investieren zu müssen. Zugleich wurde sich für eine stärkere Einbindung der Praxis bei der Themenwahl für neue Forschungsschwerpunkte ausgesprochen. Dafür maßgeblich wären detaillierte Kenntnisse in der Wissenschaft über die Praxisinhalte sowie die Etablierung schneller Informations- und Kommunikationskanäle zwischen allen Beteiligten, um akute Wissenslücken zu schließen und eine reziproke ad hoc Unterstützung zu ermöglichen. Eine Wirkungssteigerung verspricht sich das Netzwerk aus einer engen Kooperation, in der Monitoring- und Analysenprojekte agil auf die Bedarfe von Online-Extremismusprävention reagieren können. Ganz konkret könnte eine enge Kooperation im Netzwerk beinhalten, dass forschungsbasierte Projekte bei der Zusammenstellung von Material – etwa für praxisbezogene Workshops – unterstützen oder Vorträge zur Einführungen in die jeweiligen Themenkomplexe halten.

Ein weiterer dringender Bedarf umfasst der reaktionsschnelle Austausch, um den Umgang mit aktuellen weltpolitischen Ereignissen und deren Instrumentalisierung durch Extremist*innen (wie z.B. terroristische Anschläge oder Debatten zum Ukrainekrieg) gemeinsam zu diskutieren. Die Teilnehmer*innen mit Erfahrung im Bereich Monitoring & Analyse zeigten sich anschließend optimistisch, rasch Inhalte zu aktuellen Fragestellungen und Diskursen liefern zu können. Denn es handle sich um immer wiederkehrende narrative Muster und Instrumentalisierungen durch Extremist*innen. Daran anknüpfend wurde der Bedarf nach einem Werkzeugkoffer formuliert, der den Umgang mit diesen Mustern erleichtern soll, um weniger zu reagieren, sondern bereits frühzeitig agieren zu können. Zusätzlich zu spontanen, bedarfsorientierten Treffen wünschten sich die Teilnehmenden strukturierte (evtl. monatliche) Zusammenkünfte im kleinen Kreis, um eine dichtere, regelmäßigere Vernetzung sicherzustellen.

Konsens herrschte über die Notwendigkeit auf die dynamischen Veränderungen auf TikTok oder anderen Plattformen einzugehen. Es gilt dabei, frühzeitig die Plattformspezifika zu erkennen und passende mediale Strategen für die eigene Öffentlichkeitsarbeit zu entwickeln. Eine auf viel Zustimmung gestoßene Idee ist die eines Ressourcenpools. Davon abgesehen könnte die finanzielle Belastung externer Expertise – z.B. im Bereich Social-Media – auf mehrere Projekttöpfe verteilt werden, um finanzielle Engpässe zu vermeiden und eine breit angelegte Wirkungssteigerung zu erzielen.

Ausblick

Abschließend lässt sich festhalten, dass sich alle Beteiligten für eine Fortführung des Netzwerkes und weitere Austauschformate aussprachen. Somit legte das erste Netzwerktreffen den Grundstein für eine weitere konstruktive Zusammenarbeit. Laut des Fazits der Anwesenden profitieren die Netzwerkakteur*innen jedoch bereits jetzt von der Mannigfaltigkeit an Themenschwerpunkten und Herangehensweisen innerhalb des Netzwerkes.

Perspektivisch möchte das Netzwerk nach außen hin als gemeinsame starke Stimme bei Herausforderungen auftreten, etwa bei der Suche nach Kooperationspartner*innen oder hinsichtlich potentieller Kontroversen mit Plattformbetreiber*innen.

Ein konkretes Ergebnis des Treffens war zudem die Etablierung eines Kommunikationskanals, der einen schnellen, informellen Austausch zu akuten Themen ermöglicht. Dieser wurde darauf folgend von modus|zad eingerichtet. Des Weiteren ist geplant, sich in einem noch zu definierenden Intervall regelmäßig zusammenzuschalten. Bei akuten Fragen und Herausforderungen wissen nun alle Netzwerkakteur*innen, dass sie sich auf ein gemeinschaftliches Unterstützungsnetzwerk verlassen können.

Das Projekt Level Up! wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.