„DISLEX 3D – Distanzierungsprozesse im islamistischen Extremismus: Eine systematisierende Erhebung der Parameter zur Selbst- und Fremdbeobachtung in drei Dimensionen“ – Abschlussbericht

Zusammenfassung

Nach 3 ½ Jahren Forschung fasst der vorliegende Bericht alle Ergebnisse zu Distanzierungsprozessen aus drei Perspektiven unter Beantwortung folgender Forschungsfrage zusammen:

Anhand welcher spezifischen Parameter, Bewertungskriterien und impliziten Theorien beobachten

  • Professionelle Distanzierungsbegleiter*innen,
  • sich distanzierende Personen sowie
  • Personen aus dem sozialen Umfeld sich distanzierender Personen

die Prozesse individueller (kognitiver bzw. habitueller) Distanzierung von extremistischen Ideologien bzw. Umfeldern?

Ergebnisse

Die vergleichende Analyse untersuchte die Perspektiven auf Distanzierung der befragten Gruppierungen, dabei stellten sich folgende Unterschiede in der Wahrnehmung und Schwerpunktsetzung heraus:

Zur Rolle des Religionsverständnisses bei autark vs. begleiteten Fällen

These: Die autarken Fälle setzen sich „unbegleitet“ mit Religion und dem Glauben innerhalb der Szene auseinander und entwickeln teilweise einen negativen Blick auf Religion bis hin zur Ablehnung von Religion.

Religions- und Moscheegemeinden als kaum berücksichtigte Ressourcen?
These: (Moderate) Religions- und Moscheegemeinschaften werden in der Hälfte der Fälle durch die befragten professionellen Distanzierungsbegleiter*innen nicht als relevant für den Distanzierungsprozess benannt.

Das unerschlossene Potential von Freundschaftsnetzwerken in der Distanzierungsarbeit
These: Freundschaften werden in der Distanzierungsarbeit ungenügend berücksichtigt, vor allem weil andere soziale Beziehungen wie die Herkunftsfamilie priorisiert werden.

Die begrenzte Sichtbarkeit der Distanzierungsarbeit im sozialen Umfeld

These: Einige Personen aus dem sozialen Umfeld wissen nichts oder nur wenig über die professionelle Distanzierungsarbeit.

Schuld und Scham als Ressourcen zur Distanzierung?

These: Selbstreflexion der sich distanzierenden Personen über Taten und die damit verbundenen Konsequenzen für die eigene Familie löst häufig Emotionen wie Scham und Schuld- sowie Reuegefühle aus.

Äußerlichkeiten: Doch relevant?
These: Für autark distanzierende Personen sind bewusste Veränderungen ihres Aussehens und ihres Sprachgebrauchs ein relevanter Bestandteil des Distanzierungsprozesses

Wie kann Online-Distanzierung gelingen?

These: Nicht-extremistische, islambezogene Online-Inhalte sind für autark sich Distanzierende relevanter als für begleitete Fälle, da Letztere in der Regel im Rahmen der professionellen Begleitung „offline“ mit alternativen Islaminterpretationen

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