DISLEX 3D

Distanzierungsprozesse im islamistischen Extremismus: Eine systematisierende Erhebung der Parameter zur Selbst- und Fremdbeobachtung in drei Dimensionen

Hintergrund des Projekts DISLEX 3D

Familien, Freund*innen, Lehrer*innen, Praktiker*innen der Präventionsarbeit und nicht zuletzt die betroffenen Menschen selbst: Die Anzahl derer, die Einfluss auf Distanzierungsprozesse von extremistischen Ideologien, Einstellungen und Gruppierungen nehmen können, ist lang. Gleiches gilt für die Liste der Personen, die solche Prozesse bewusst oder unbewusst beobachten. Dennoch stützt sich die Forschung zur Beobachtung von Distanzierungsprozessen auch im Jahr 2019 größtenteils auf die Erzählungen von Aussteiger*innen selbst – die wiederum häufig im Sinne der „Publikationsfähigkeit“ optimiert wurden.

Doch welche Prozesse und Einflussfaktoren werden in solch eindimensionalen Beobachtungsschilderungen vergessen? Welche Faktoren werden durch Postrationalisierungen der selbst betroffenen Personen in ihren Schilderungen – bewusst oder unbewusst – ausgelassen?

Um sowohl der eher anekdotischen und subjektiven Natur der vorherrschenden Selbsterfahrungsberichte als auch der in diesen Berichten ausgeblendeten zusätzlichen Beobachtungsdimensionen erste empirische Ergebnisse entgegensetzen zu können, entwickelten wir DISLEX 3D.

Schwerpunkt und Nutzen von DISLEX 3D

Das Projekt DISLEX 3D erweitert den Blickwinkel und schließt neben den Selbstbeobachtungen betroffener Menschen auch die Dimensionen der Beobachtung durch das systemische Umfeld sowie die der professionellen Begleitung durch Praktiker*innen der Radikalisierungsprävention ein. Eine solche Perspektiverweiterung ermöglicht es, eine möglichst breite und komplexitätsadäquate qualitative Erhebung und anschließende Systematisierung der Parameter zur Beobachtung von Distanzierungsprozessen im Bereich des islamistischen Extremismus durchzuführen.

Zusammengefasst stellen sich im Rahmen von DISLEX 3D folgende Forschungsfragen:

  • Anhand welcher spezifischen Parameter, Bewertungskriterien und impliziten Theorien beobachten

1. Praktiker*innen der Distanzierungsarbeit Prozesse individueller (kognitiver bzw. habitueller) Distanzierung von extremistischen Ideologien bzw. Umfeldern in ihrer Arbeit?

2. sich distanzierende bzw. distanzierte (ehemals) radikalisierte Individuen retrospektiv den Prozess ihrer individuellen Distanzierung?

3. das systemische Umfeld des Individuums den Prozess der individuellen Distanzierung?

  • Wie gestaltet sich das Zusammenspiel der Beobachtung der oben genannten Dimensionen und in welcher Form nehmen sie reziprok aufeinander Bezug?

Kooperationspartner von DISLEX 3D

Um die eigene Perspektive sinnvoll zu ergänzen, kooperiert DISLEX 3D im Rahmen eines intensiven Austauschs mit dem vom Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld (IKG) koordinierten MAPEX-Verbundprojekt (Mapping und Analyse von Präventions-und Distanzierungsprojekten im Umgang mit islamistischer Radikalisierung).

Praxispartner von DISLEX 3D ist der bundesweit tätige Träger von Extremismusprävention Violence Prevention Network gGmbH. Durch die Kooperation mit erfahrenen Praktiker*innen dieses Trägers kann zudem eine an die Bedarfe der Praxis angepasste Ausarbeitung, Aufbereitung und Dissemination der Forschungsergebnisse sichergestellt werden. So zielt DISLEX 3D darauf ab, im Sinne der Idee von modus|zad, die bislang bestehende Dichotomie von Forscher*innen und Beforschten aufzubrechen, um die Praxis der Radikalisierungsprävention problemgerecht unterstützen zu können.

Das Projekt DISLEX 3D wird gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“.